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Mehr Mut zur Demokratiebildung? Politische Bildung in Zeiten autoritärer Verheißungen

Forum Berlin

Wie hängen eine mangelhafte ländliche Infrastruktur und Demokratie zusammen? Was setzen wir autoritären Verheißungen entgegen? Wie vermittelt man Demokratie als eine Frage der persönlichen Haltung? Über diese und andere Fragen diskutierten beim Willy-Brandt-Gespräch am 20. November 2025 die Bundesbildungsministerin Karin Prien, die Geschichtsdidaktikerin Lale Yildirim, die brandenburgische Landesschülersprecherin Tilda Skerra und der Gedenkstättenleiter Axel Drecoll.

Nach einer Begrüßung durch die Kaufmännische Direktorin der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Inga Burgmann-Zamagni, betonte unser Vorstandsvorsitzender Ulrich Schöler in seinem Eröffnungsvortrag, dass Demokratiebildung ein steter Auftrag sei, der zu jeder Zeit neu gedacht werden müsse. Das wie gewohnt von Harald Asel (rbb24 Inforadio) moderierte Gespräch deckte ein weites Spektrum ab, wobei einige Aspekte vertieft und auch kontrovers diskutiert wurden. Bundesministerin Prien verdeutlichte ihr Engagement im Bereich Demokratiebildung. Sie wünschte sich aber auch mehr gemeinsame Anstrengungen für ein neues und positives Gesellschaftsnarrativ, um die Demokratiebildung besser gegen Erzählungen autoritärer Kräfte und deren Versprechen vermeintlich einfacher Lösungen zu wappnen.

Dies griff die Diskussion vielfältig auf, wobei insbesondere der Schutz einer zusammenführenden, menschenwürdigen Sprache, die Notwendigkeit der Regulierung sozialer Medien sowie Hemmnisse hervorgehoben wurden, die im Bildungssystem selbst wurzeln. Tilda Skerra wies darauf hin, dass im Alltag junger Menschen oft Orte fehlten, um überhaupt demokratische Erfahrungen sammeln zu können – vom fehlenden Angebot auf dem Land bis zum Problem, dass Demokratie in Schulen oft eher simuliert als gelebt werde. Axel Drecoll und Lale Yildirim unterstrichen einerseits die Bedeutung außerschulischer Bildungsorte, warnten andererseits aber vor überzogenen Erwartungen an Gedenkstättenbesuche. Es brauche gut ausgebildete, engagierte und mit hilfreichen Materialien ausgestattete Lehrkräfte ebenso wie eine gute Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler, um Geschichte für die politische Bildung in unserer Gegenwart zu erschließen. Gemeinsam wünschten sich die Beteiligten mehr Möglichkeiten der Vernetzung zwischen Schulen, außerschulischen Bildungsorten wie Gedenkstätten und den Orten der Lehrer- und Lehrerinnenausbildung.

Insgesamt wurde deutlich, dass Demokratiebildung nicht nur Wissen, sondern vor allem auch eine Haltung vermittelt, die vorgelebt werden muss. Deswegen könne sich politische Bildung auch keine „Neutralität“ gegenüber der Demokratie, der Menschenwürde und dem Streben nach einer offenen Gesellschaft leisten. Hier gelte es, mutig und engagiert eigene Inhalte zu vermitteln, die die Diskussionsgäste jeweils für ihre Bereiche in Politik, Schule, Gedenkstättenarbeit und universitärer Lehramtsausbildung klar betonten.

Die Veranstaltung wird auf rbb24 Inforadio am 23. November 2025 um 11 Uhr (Wdhl. 21 Uhr) ausgestrahlt. Im Anschluss steht die Sendung als Podcast über die Website des Senders sowie als Video-on-Demand auf dem YouTube-Kanal der Stiftung zur Verfügung.

Das Willy-Brandt-Gespräch 2025 ist eine Veranstaltung der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung in Kooperation mit rbb24 Inforadio. Mit freundlicher Unterstützung durch die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB).

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