Photo: Hans Kripgans / Archiv Lübecker Nachrichten

Willy Brandt wird Ehrenbürger der Hansestadt Lübeck

Haus Lübeck

Am 29. Februar 1972 wurde Willy Brandt die Ehrenbürgerwürde der Hansestadt Lübeck verliehen. Bürgermeister Kock überreichte die Auszeichnung im historischen Audienzsaal des Rathauses vor vielen Prominenten und früheren Weggefährten Brandts. Es ist schon eine große Sache“, erklärte dieser gewohnt bescheiden im Radio-Interview, „wenn man auf eine so starke und schöne Weise mit der Stadt verbunden ist, das macht schon froh.“

Zwei Jahre hatte die Bürgerschaft um den Entschluss gerungen, den amtierenden Bundeskanzler und Sohn der Stadt auszuzeichnen. Zu dem positiven Votum bei fünf Enthaltungen und vier Nein-Stimmen kam es erst, nachdem Willy Brandt im Dezember 1971 der Friedensnobelpreis verliehen worden war. So betonte auch Bürgermeister Kock bei der Verleihung: „Diese geschichtsträchtige Stadt ist reich an Besonderheiten. Dazu zählt offenbar auch, daß man sie anscheinend verlassen muß, um einen Namen zu erwerben, den die Welt kennt.“ Diese Vorgeschichte zeigt, was im historischen Rückblick oftmals ausgeblendet wird: Person und Politik Brandts waren damals hochgradig umstritten, keine zwei Monate später musste er sich im Bundestag einem Konstruktiven Misstrauensvotum stellen, das er denkbar knapp bestand.

Als hätte er diese Entwicklung vorausgeahnt, warb er auch in seiner Lübecker Dankesrede um Vertrauen: „Das Ringen um Meinungen und Interessen, um Ziele und Inhalte muß zugleich ein Ringen um den friedlichen Konsensus sein. Sonst werden die besten Ziele wertlos, sonst schlägt Erneuerung um in ihr Gegenteil, nämlich Zerstörung.“ Und weiter: „Die Grundrechte unserer Verfassung markieren diesen Weg.“

Anlässlich des 50. Jahrestages erinnert das Willy-Brandt-Haus Lübeck mit einer Medieninstallation bestehend aus zeithistorischen Fotos und Audiomitschnitten an die Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Sie wird vom 25. Februar bis zum 1. März in der Dauerausstellung des Hauses präsentiert.

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