In Memoriam Basil P. Mathiopoulos (1928–2013)

Die Stiftung

Bereits als Schüler im Alter von 14 Jahren gab Basil Mathiopoulos in seiner griechischen Heimat die Zeitschrift „Aufbruch der Jugend“ heraus, später, als Student der Rechtswissenschaften, die Literaturzeitung „Aufbruch“. Schon früh zog es den überzeugten Demokraten nach Deutschland. 1954 promovierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Nach Abschluss seines Studiums war Basil Mathiopoulos in der Bundesrepublik zunächst als Korrespondent der griechischen Zeitungen „Fortschrittlicher Umbruch“ und „Freiheit“ tätig. In dieser Eigenschaft lernte er im November 1957 den neu gewählten Regierenden Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, im Rahmen eines Interviews kennen, und mit dieser Begegnung begann eine lebenslange Freundschaft. Willy Brandts Persönlichkeit und politische Biografie, vor allem sein kompromissloser Kampf für die Freiheit der Menschen, haben Basil Mathiopoulos tief beeindruckt.
Griechenland, das seit dem Zweiten Weltkrieg kaum zur Ruhe gekommen und mit großen wirtschaftlichen und sozialen Probleme belastet war, stürzte mit dem Putsch der Militärjunta am 21. April 1967 in ein dunkles Kapitel seiner Geschichte: Das Parlament wurde aufgelöst, weite Teile der Verfassung außer Kraft gesetzt, alle Parteien verboten sowie zahlreiche Abgeordnete und linksstehende Politiker verhaftet. Viele Bürger des Landes sahen einer völlig ungewissen Zukunft entgegen. Körperliche Misshandlungen und Folter bis hin zur Ermordung von Anhängern der demokratischen Opposition sollten für die folgenden sieben Jahre des Militärregimes an der Tagesordnung stehen. Zum Zeitpunkt des Putsches war Basil Mathiopoulos in Athen. Da der Journalist stets nachdrücklich für Demokratie und Freiheit eingetreten war, stand auch sein Name auf der Verhaftungsliste der sogenannten Obristen. In seiner Not suchte er Zuflucht in der Deutschen Botschaft in Athen, wo ihm ”“ auf direkte Weisung des damaligen Bundesaußenministers Willy Brandt ”“ politisches Asyl in der Bundesrepublik Deutschland gewährt wurde. Einige Wochen später erwirkte das Auswärtige Amt, unter direkter Intervention Willy Brandts, seine Ausreise nach Deutschland; das hat Basil Mathiopoulos Willy Brandt nie vergessen.
Die große Verbundenheit der beiden Demokraten ging nicht zuletzt auf die Parallelen in ihren Lebensläufen zurück: Beide wurden ins politische Exil gezwungen. Wie Willy Brandt verlor Basil Mathiopoulos auf Weisung eines diktatorischen Regimes seine Staatsbürgerschaft. Und wie bei Willy Brandt war seine Waffe im Kampf gegen Unrecht und Unterdrückung nicht die Gewalt, sondern das Wort.
Basil Mathiopoulos führte seinen publizistischen Kampf gegen das Militärregime in Griechenland ab 1967 als Deutschland-Korrespondent der schweizerischen Zeitung „Weltwoche“ und vor allem als politischer Kommentator der griechischen Sendung der „Deutschen Welle“ in Köln. Er hat in dieser Zeit vielen griechischen Bürgern, die auf eine Rückkehr zur Demokratie hofften, Mut gemacht und Zuversicht gegeben. Der Preis für sein Engagement gegen das Unrecht waren wiederholte Morddrohungen gegen ihn und seine Familie. Seine mitunter wichtigste Stütze in dieser Zeit war immer wieder seine Frau Elsie Tornaritou, eine Archäologin und Byzantinologin, die an der Universität Bonn lehrte und von der Universität Köln zur Honorarprofessorin berufen wurde.
Die große Wertschätzung, die seiner Medienarbeit entgegengebracht wurde, fand eine besondere Anerkennung durch die Wahl Basil Mathiopoulos’ zum Präsidenten der Vereinigung ausländischer Korrespondenten in Deutschland im Jahr 1969.
Als im Sommer 1974 das Regime der Obristen schließlich zusammenbrach, blieb Basil Mathiopoulos zunächst weiterhin als Korrespondent für verschiedene wichtige griechische Zeitungen in Deutschland. Seine Beiträge erschienen nach wie vor europaweit. Zehn Jahre später, 1984, wurde er Generaldirektor des Griechischen Fernsehens ERT Eins, um dann als Sprecher des griechischen Außenministeriums ein wichtiges Regierungsamt zu übernehmen.
Als Bundespräsident Richard von Weizsäcker Anfang 1989 in der Bonner Villa Hammerschmidt aus Anlass des 75. Geburtstages von Willy Brandt ein großes Bankett ausrichtete, befand sich unter den Staats- und Ehrengästen aus aller Welt sein Freund Basil Mathiopoulos. Wenige Monate später erhielt er einen Ruf an die Universität von Athen. Parallel schrieb er noch für viele Jahre für die bedeutende griechische Verlagsgruppe Lambrakis Press. Mathiopoulos war zudem Autor von zwölf Büchern über den griechischen Widerstand von 1940 bis 1945, den Zweiten Welltkrieg und die Geschichte der Sozialdemokratie in seinem Heimatland. Seine Studie des griechischen Militärputsches von 1967 ist auch in französischer, deutscher und italienischer Sprache erschienen. Basil Mathiopoulos war darüber hinaus Autor der ersten griechischsprachigen Biografie Willy Brandts, die in mehreren Auflagen erschienen ist. Willy Brandt selbst ist seinerzeit nach Athen gereist, um das Buch der Öffentlichkeit vorzustellen.
Für seine herausragende journalistische Arbeit und seine Bemühungen um eine Vertiefung der deutsch-griechischen Freundschaft wurde Basil Mathiopoulos das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen.
Seine große Verehrung für Willy Brandt hat der aufrechte griechische Demokrat, der am 21. März in Athen im Alter von 84 Jahren verstorben ist, bis zum Schluss nicht verloren. Für Basil Mathiopoulos war es ein großes Anliegen, ein ganz besonderer Tag, als er am 8. Oktober 2003 im Rathaus Schöneberg in der Vortragsreihe unserer Stiftung seinen höchst persönlichen Beitrag mit dem Titel “Willy Brandt – Anmerkungen zu einem Freund” gehalten hat.

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